Benutzer:Maturion/Abschaffung der Spiele-Downloads
Die Abschaffung der Spiele-Downloads im Frühjahr 2010 war ein einschneidendes Ereignis in der deutschen Maker-Szene.
Hintergrund
Im Februar 2010 erhielt Sephiroththe23, der Betreiber des Kamikaze-Boards, von seinem Hosting-Betreiber den Hinweis, dass in auf seiner Seite angebotenen Downloads Dateien mit illegalen Inhalten gefunden wurden. Offenbar hatte deren Rechteinhaber einen Hinweis erhalten, und ging nun gegen Maker-Seiten vor, die diese Inhalte zum Herunterladen anboten.
Ob es sich um eine Abmahnung oder eine informelle Beschwerde handelte, wurde nach außen nicht direkt kommuniziert, ebensowenig um welche Inhalte genau es genau ging. Allem Anschein nach handelte es sich aber wohl um Musikstücke und gerippte Grafiken in Maker-Spielen.
Sephiroththe23 setzte sich daraufhin mit Webmastern anderer deutscher und internationaler Maker-Seiten in Verbindung. Er erhielt Kenntnis davon, dass mindestens zwei andere Maker-Seiten in den USA ähnliche Probleme bekommen hatten.
Da sich die angekreideten Inhalte potentiell in fast allen damaligen Maker-Spielen finden lassen konnten, nahm RPG Architects daraufhin die gesamte eigene Download-Datenbank vom Netz. Dies betraf nicht nur Maker-Spiele, sondern auch Ressourcen. Sogar alte Forenthemen mit Spielevorstellungen wurden in einen internen, nicht öffentlichen Bereich des Forums verschoben, da diese ebenfalls potentiell Verweise auf die.[1] RPG Architects verlor damit auf einen Schlag ein „Kernstück“ seiner Inhalte.
Von diesen Entwicklungen beunruhigt, entfernte auch das RPG-Atelier sämtliche Downloads zu Ressourcen und Maker-Spielen. Da zunächst vermutet wurde, die Quelle der Probleme sei lediglich die Musik in einigen Maker-Spielen, wurde anfangs nur die Musik aus den Spielen entfernt. Kurz darauf wurden aber sämtliche Download-Angebote eingestellt. Die RPG-Atelier-Spieledatenbank war bis zu diesem Zeitpunkt die umfangreichste Datenbank der deutschen Maker-Szene; mit dem Verschwinden der Spieledownloads wurde sie de-facto zu einem „Bilderbuch“ degradiert.
Zunächst gaben sowohl das RPG-Atelier als auch RPG Architects an, dass dieser Zustand nur vorübergehend sei und an einer Lösung gearbeitet werde. Die Tragweite dieser Entschieidung war vielen daher noch nicht sofort ersichtlich.
Relativ bald kristallisierte sich aber doch heraus, dass eine einfache Lösung zum rechtlich sicheren Weiterbetrieb von Spiele-Downloads nicht existierte. Bis dahin verwendeten nahezu alle Maker-Spiele gerippte Ressourcen, Midi-Fassungen bekannter Musik und/oder weiteres potentiell kritisches Material. Im Kamikaze-Board blieben sämtliche Downloads deaktiviert. Im Atelier finden sich heute nur noch eine Handvoll Spiele zum Download, wobei es sich dabei um einige wenige aufwändig geprüfte Titel handelt, die ausschließlich aus selbst erstelltem oder legal lizenziertem Material bestehen.
Nachdem keine Lösung in Sicht war, wurde die Abschaffung der Spiele- und Ressourcen-Downloads zum Dauerzustand. Auch andere Maker-Seiten wurden in der Folgezeit zunehmend vorsichtiger, was das Hosten von Maker-Spielen anging. Lediglich das RPG-Maker-Quartier behielt seine Download-Sektion bei, was jedoch hauptsächlich daran lag, dass das Quartier zu diesem Zeitpunkt ohnehin praktisch nicht mehr aktualisiert oder gepflegt wurde.
Spätere Entwicklungen und Ersatz-Angebote
Spiele wurden in der Folgezeit hauptsächlich über 1-Klick-Hoster (wie RapidShare, NPShare und andere) oder Cloud-Dienste (wie Dropbox) verbreitet. All diese Dienste hatten jedoch den Nachteil, dass Downloads relativ schnell abliefen und automatisch gelöscht wurden, die Links nicht „stabil“ waren und generell Dienste dieser Art recht kurzlebig sind. Als Folge waren solche Download-Links nur vergleichsweise kurz gültig und Dateien mussten nach einiger Zeit erneut hochgeladen werden. Speziell weniger bekannte Maker-Projekte gingen daher relativ schnell verloren.
Im Atelier versuchte Davias mit der Community-Spieledatenbank eine Art Ersatz-Datenbank mit Download-Links zu Spielen bei 1-Klick-Hostern aufzubauen. Sie litt jedoch nicht nur häufig unter toten Links, sondern auch unter immer wieder eingeschleusten Viren. Erst das 2016 gestartete RMArchiv scheint eine wirkliche Lösung für das Problem darzustellen.
Diese Geschehnisse trugen dazu bei, dass Rippen zunehmend aus der Mode kam und die Haltung gegenüber Fangames deutlich kritischer wurde. Der Verlust der Spiele- und Ressourcen-Sektionen war für die deutsche Maker-Szene in jedem Fall ein herber Schlag, der speziell die Entwickler-Szene für die klassischen Maker (2000/2003) betraf und deren Niedergang massiv beschleunigte. Außerdem führte diese Entwicklung auch dazu, dass das Verschollen gehen von Maker-Spielen von Maker-Spielen sich weiter verstärkte.
- ↑ Nachricht auf RPGA.info (archiviert vom Februar 2010)